Tränenapparat

Tränenproduktion und Tränenkanäle

  

Trockenes Auge“ (KCS, Sicca Syndrom, Keratitis sicca)

Unter einer KCS versteht man eine Entzündung der Hornhaut und Bindehaut, welche durch einen defizienten Tränenfilm  hervorgerufen wird. Es handelt sich oft nicht um eine primäre Hornhauterkrankung! Eine KCS ist oft auf eine ungenügende Tränenproduktion zurückzuführen (STT-Werte verringert, siehe Diagnostik).
Die Ursachen sind vielfältig:
1. Kongenital und/oder möglicherweise erblich.
2. Traumata im Bereich des Ohrgrundes oder der Tränendrüsen selbst und ihrer näheren Umgebung können Entzündungen und/oder Atrophie der Tränendrüse verursachen oder deren Innervation stören.
3. Operationstraumata der entsprechenden Nerven, der Tränendrüse selbst oder der abführenden Wege.
Auch die Entfernung der Nickhautdrüse kann zur Entstehung einer KCS beitragen.
4. Mangelerscheinungen, z.B. Vitamin-A-Mangel.
5. Intoxikationen, z.B. mit Belladonna, Botulismus
6. Medikamente wie Phenazopyridine, Etodolac, Sulfonamide. Der Gebrauch von Atropin kann vorübergehend ein ähnliches Krankheitsbild induzieren. Während der Allgemeinanästhesie sistiert die Tränenproduktion.
7. Entzündungen und vor allem Infektionen der Tränendrüsen sind wichtige Ursachen bei der Entstehung einer KCS. Infektionen des Konjunktivalsackes (z.B. beim Katzenschnupfen-Komplex) bilden wahrscheinlich eine wichtige Urasche für Veränderungen der Tränendrüse, es können aber auch ihre Abfuhrwege blockiert werden. Auch Entzündungen im Ohrbereich können über eine Störung der parasympathischen Innervation der Tränendrüsen zur KCS führen, ebenso wie die heute selten gewordene Staupe.
8. Die autoimmun-degenerative plasma/lymphozytäre Adenitis beruht auf einer T-Zellreaktion und ist wahrscheinlich die wichtigste Ursache für KCS beim Hund. Auch das Sjögren-Syndrom und das Dysautonomie-Syndrom können eine KCS verursachen.
9. Direkte oder indirekte Schädigung der Tränendrüse(n) durch Neoplasien.
10. Die Tränendrüsen atrophieren oder sie verlieren ihre Funktion, z.B. durch Innervationsverlust.
11. Sekundär nach Liddefekten, Exophthalmus, Proptosis, Luxatio bulbi, Lagophthalmus etc. kann sich eine KCS lokal begrenzt oder über die ganze Konjunktiva und Kornea entwickeln.

Beim Hund ist die KCS ein häufig auftretendes Krankheitsbild, bei Katzen sieht man sie eher selten. Da die Erkrankung nur bei einer kleinen Gruppe dieser Patienten vollständige ausheilt, ist eine häufige Nachkontrolle und Behandlung notwendig. Eine verkürzte Aufreißzeit des Tränenfilms im zentralen Teil der Hornhaut könnte einer der auslösenden Faktoren für die Entstehung eines zentralen Hornhautsequesters bei großäugigen und kurznasigen Katzen sein. Die KCS manifestiert sich häufiger bilateral (60 %) als unilateral und häufiger bei weiblichen (65 %) als bei männlichen Tieren.

Rassedispositionen: Im Allgemeinen erkranken hauptsächlich Kleinhunde (besonders häufig Langhaardackel, Cavalier King Charles Spaniel, West Highland White Terrier) an einer KCS.

Symptome: Die Oberfläche der Hornhaut und die Konjunktiven erscheinen matt und glanzlos. Im Vordergrund stehen variable Anzeichen wie Rötung, Schwellung, Zusammenkneifen der Lider (Blepharospasmus) und schleimoig eitriger Ausfluss, jedoch ohne die normalerweise dazugehörende übermäßige Tränenproduktion und die nasse Augenumgebung.
Bei länger bestehender KCS entwickelt sich zusätzlich eine chronische, oberflächliche Hornhautentzündung (Keratitis), welche meistens zentral ihren Anfang nimmt, da dort die Hornhaut, als Folge der langen Exposition, am ehesten austrocknet. Diese oberflächliche Hornhautentzündung zeichnet sich durch eine Gefäßeinsprossung, Pigmentierung und Fibrosierung aus.
Die Diagnose wird anhand der klinischen Symptomatik und der erniedrigten Schirmertest-Werte (STT) gestellt.

Tränenstraßen

Der Lidschlag erfolgt nach dem Reißverschlussprinzip von aussen nach innen. Dadurch wird die Tränenflüssigkeit zum inneren Augenwinkel hin abgeleitet. Bei einer mechanischen oder funktionellen Blockade, oder bei einem Übermaß an Tränenflüssigkeit fließt diese über den inneren Lidwinkel hinaus in das Gesicht. Geschieht dies über einen längeren Zeitraum, so bildet sich dort eine braun gefärbte, nasse Sekretspur auf den Haaren der umliegenden Haut. Der Entstehung der Tränenstraße liegt somit ein Abflussproblem, eine Überproduktion oder eine Kombination aus beidem zu Grunde. Diagnostisch sollten daher zuerst alle möglichen Ursachen für eine Überproduktion, wie rassebedingte Beonderheiten wie Entropium (Pekingese, Perserkatze), Distichiasis, Trichiasis, Konjunktivitis, Keratitis ausgeschlossen werden.

Ursachen für Abflussstörungen können zu kleine Tränenpunktöffnungen (Mikropunctum) oder Stenosen der Tränenpunktöffnungen sein.
Die Verengung eines Tränenpunktes führt meist nur zu Abflussstörungen, wenn es sich dabei um den unteren Tränenpunkt handelt. Eine solche Verengung kann sowohl kongenital angelegt sein, als auch infolge einer (eventuell unbemerkten) Infektion (z.B. bei Katzenschnupfen durch das Feline Herpesvirus (FHV-1), Calicivirus und Chlamydien) ,  auftreten. Wichtigstes Symptom dieser Stenosen sind die chronischen Tränenstraßen.

Erkrankungen der Tränen ableitenden Wege

Fehlfunktionen der Tränenpunkte (Micropunctum oder Stenose der puncta lacrimalia)
Die Verengung (Stenose) des oberen oder unteren Tränenpunktes führt meist dann zu Abflussstörungen, wenn es sich dabei um den unteren Tränenpunkt handelt (siehe Anatomie).
Eine Verengung kann sowohl angeboren sein, als auch infolge einer nach einer Infektion (z.B. bei Katzenschnupfen durch das Feline Herpesvirus, Calicivirus und Chlamydien) auftreten. Wichtigstes Symptom einer Stenose sind die besonders bei heller Fellfarbe deutlich sichtbaren bräunlichen Tränenstraßen

Fehlende (Atresie) und sekundär verschlossene Tränenpunkte
Unvollständige Öffnung (bei einigen Rassen schon direkt nach der Geburt sichtbar) bzw. nachträgliche Verwachsungen eines oder beider Tränenpunkte kommen beim Hund oft kongenital, bei der Katze als Folge des Katzenschnupfens (Verwachsung der tränenableitenden Wege nach Entzündungen der Bindehäute) vor. Auch hier ist das unübersehbare Hauptsymptom das Vorhandensein von Tränenstrassen.

Tränensackentzündung (Dakryozystitis)

Unter einer Dakryozystitis versteht man eine Entzündung (viral, bakteriell, mykotisch, oder durch Fremdkörper ausgelöst) des Tränensacks (Saccus lacrimalis) und der sich anschließenden Tränenkanäle (canaliculi und ductus nasolacrimalis). Auch durch ein Trauma oder eine Gewebsneubildung kann eine Blockade der tränenableitenden Wege verursacht werden. Die entzündlich bedingte Anschwellung der Schleimhaut führt zu einer weiteren Kompression der Tränen ableitenden Wege, was den Abfluss vor allem im oberen Bereich des Tränenkanals behindert, da dort die Schleimhautröhre durch das Tränenbein tritt. Die auftretende Schwellung kann sich ausschließlich zum Inneren des Kanals hin ausbreiten, was dann sehr rasch zur vollständigen Blockade führt. Die sich ansammelnde Flüssigkeit aus Schleim und Entzündungszellen nimmt den Weg des geringsten Widerstandes und staut sich zurück in den Konjunktivalsack oder über eine Hautfistel (einige Millimeter unterhalb des inneren Lidwinkels) nach außen. Die aufgestaute Flüssigkeitsansammlung unterhält nicht nur die Dakryozystitis, sondern ebenso eine daraus resultierende chronische mukopurulente Konjunktivitis. Eine alleinige Dakryozystitis tritt selten auf.

Eine Dakryozystitis kommt meist als eine einseitige, chronische und mukopurulente Konjunktivitis vor. Durch Druck auf den inneren Lidwinkel kann Eiter aus den Tränenpunkten herausgedrückt werden. Mittels einer Röntgenkontrasatdarstellung (Dakryorhinographie und/oder eines CT) können eventuell weitere Informationen über die Ursache der Erkrankung und Entscheidungshilfen für das weitere therapeutische Vorgehen gewonnen werden.

Verletzungen und andere Obstruktionsursachen

Lidverletzungen, bei denen das tränenableitende System betroffen ist, müssen besonders sorgfältig chirurgisch rekonstruiert werden, damit keine bleibenden sekundären Verschlüsse durch Verwachsungen oder Narbenbildung entstehen. Dazu muss in manchen Fällen ein Silikonschlauch in den Tränennasenkanal eingelegt, der wie bei der Behandlung der Atresie, für ungefähr 3 Wochen im Knal verbleibt.
In seltenen Ausnahmefällen können angeborene Zysten oder erworbene Gewebsneubildungen des tränenableitenden Systems auftreten.

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